Samstag, 10. November 2012

Santiago

Hola zusammen,

wir grüßen nun wieder aus der Heimat. Es ist herrlich, wieder im eigenen Bett zu schlafen und keine schimmeligen Zimmer mehr bewohnen zu müssen.
Andrerseits haben uns nun auch sämtliche Verpflichtungen des Alltags wieder. Die Rechnungen liegen im Briefkasten, der Wecker klingelt morgens und es gibt unglaublich viel Wäsche, die man waschen und bügeln muss, weil man ja jetzt wieder freie Auswahl im Kleiderschrank hat ;-).

Carmen hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass der Blog in Lavacolla endet. Ich war eigentlich fest der Meinung, dass ich aus Santiago noch gepostet hatte, aber es war ziemlich schwierig mit dem Wifi in unserer Unterkunft, so dass der Post wahrscheinlich im Nirwana verschwunden ist. Das ist natürlich gemein, dass ich euch das Ziel vorenthalte. Vielleicht habe ich auch einfach gedacht, ich hätte schon gepostet, aber dann doch nur bei Facebook etwas eingestellt. Ja ja....die neuen Medien überfordern mich einfach ;-)).

Also geht es jetzt weiter mit den Erzählungen.

Wir sind aus Lavacolla früh aufgebrochen, um die letzten 10 km bis Santiago zu laufen. Es war noch stockfinster.

Wir waren ziemlich übermütiger und ausgelassener Stimmung. Endlich das Ziel vor Augen und dann noch passend zum 12.10. dem Todestag von Guidos Mutter und zur Pilgermesse um 12 würden wir es auch noch
schaffen.

Es war schon ein komisches Gefühl, wieder in Santiago einzulaufen. Ich hatte ganz vergessen, dass sich die Strecke vom Monte do Gozo, dem Berg der Freude 5 km vor Santiago so zieht. Man kann vom Monto do Gozo das erste Mal die Kathedrale sehen, deswegen heißt er auch Berg der Freude. Bei uns lag Santiago unter einer dichten Nebelschicht, die Kathedrale konnte man aber dennoch sehen. Das ist schon ein erhebendes Gefühl.

Als wir dann endlich vor der Kathedrale standen, war es ein bisschen wie "Nachhausekommen". Wir haben ganz schnell unsere Rucksäcke in die Pension gebracht und sind dann in die Pilgermesse.
Was wir nicht bedacht hatten war, dass der 12.10. in Spanien ein Nationalfeiertag ist und zudem noch irgendein Marienfeiertag, so dass in der Messe sage und schreibe 80 Priester anwesend waren und so ziemlich jeder Heilige, den die katholische Kirche zu bieten hat, angerufen wurde. Die Priester prozessierten durch die Kathedrale und die Messe hat 2 1/2 Stunden gedauert. Natürlich hatten wir keinen Sitzplatz und haben uns mit vielen anderen einfach irgendwo in der Kathedrale auf den Boden gesetzt.
Die Füße taten weh und man konnte einfach nicht mehr stehen.
Ein wirklich erhebendes Gefühl hat sich allerdings bei mir überhaupt nicht eingestellt. Eher befremdlich.

Nachdem wir die Messe "überstanden" hatten sind wir zum deutschen Pilgertreff gegangen. Das ist eine Initiative des Bistums Rottenburg/Stuttgart, wo Ehrenamtliche die ankommenden, deutschsprachigen Pilger in Santiago nach der Messe zu einem Beisammensein und Austausch einladen.
Das war sehr bewegend und schön. Wir haben mit Pilgern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengesessen und jeder hat von seinem Weg und seinen intensivsten Erlebnissen gesprochen.
Wir konnten nicht mit wirklich intensiven Erlebnissen beitragen, da wir noch ein wenig von dem touristischen Touch gefrustet waren, den dieser Weg diesmal für uns hatte. Aber je länger wir darüber geredet haben, desto mehr rückten auch bei uns die schönen Erlebnisse wieder in den Vordergrund.

Da wir nun schon am 12.10. in Santiago waren, hatten wir noch geschlagene 4 Tage Zeit, bis mein Flieger nachhause ging. Die Überlegung nach Finisterre zu laufen, haben wir schnell ad acta gelegt. Angesichts meiner Fußprobleme und der Wettervorhersage für die darauffolgenden Tage (Regen Regen Regen).

Wir sind dann durch Santiago gestromert, haben uns die Museen angeschaut, die netten Bars ausprobiert und sind tatsächlich noch zweimal in verschiedene Messen in der Kathedrale gegangen, die dann sehr schön waren, obwohl wir natürlich kein Wort verstanden haben, aber die Athmosphäre ist sehr schön.
Die Kathedrale ist für uns nach wie vor ein magischer Ort. Allein die Vorstellung, dass hier seit 1000 Jahren Pilger mit allen ihren Anliegen, Wünschen, Sehnsüchten und Bitten unter beschwerlichsten Bedingungen hingepilgert sind, ist schon faszinierend. Früher mussten die Pilger aus dem Steinbruch auch immer einen Stein für den Kathedralenbau nach Santiago mitnehmen. Sozusagen ist die Kathedrale auch auf dem Schweiß der Pilger aufgebaut. Schon faszinierend.

Nach zwei Übernachtungen haben wir auch das Quartier gewechselt und sind von unserer Privatpension in das Seminario Mayor San Martin Pinero (http://www.sanmartinpinario.eu/) umgezogen. Das ist ein altes Kloster, das zum Hotel umgebaut wurde. Netterweise haben sie einen Extratrakt für Pilger, in dem man günstige Pilgerzimmer (EZ 23 € und DZ 40 €) bekommen kann. Bei den Zimmern handelt es sich zwar um spartanisch eingerichtete Klosterzellen, aber sauber mit frischer Bettwäsche und Frühstücksbuffett.
Was will man mehr. Direkt gegenüber der Kathedrale und man wird morgens von der gigantischen, dunkeltönigen Glocke der Kathedrale geweckt. 

Einen Spontanausflug nach La Coruna haben wir dann doch noch gemacht. Wir dachten so ein Tag am Meer ist doch auch mal ganz schön. Leider haben wir falsch gedacht. Wir sind wie blöd durch die Stadt gelaufen.
Kein schöner Strand, nur stinkiger Verkehr und ein Strand inmitten von Hochhäusern. Wir haben dann noch den Herculesturm (http://de.wikipedia.org/wiki/Herkulesturm) besichtigt und schnell den Rückweg nach Santiago angetreten. Wie kann man städtbaulich eine so schöne Lage direkt am Meer so verschandeln. Grauenhaft.
Ich war froh, als wir wieder in Santiago waren.
Am Montag haben wir dann noch den Geburtstag unseres Caminoadoptivsohnes Jamie in einer Tapasbar gefeiert und dienstags hieß es dann für mich Abschied nehmen.

Dieses Mal fiel mir das Abschied nehmen allerdings sehr leicht. Ich war körperlich wirklich fertig und wollte einfach nur noch in mein eigenes Zuhause, mein Bett, meine Badewanne. Die Heizung andrehen können, überhaupt eine Heizung zu haben....welch ein Luxus. Eine Dusche ohne Schimmel.....welch ein Luxus.

Das ist sehr schön. Man weiß die einfachen, oft als selbstverständlich hingenommenen alltäglichen Dinge wieder richtig zu schätzen.

Auf dem Jakobsweg habe ich gesagt, dass ich die nächsten zwei Jahre keinen Camino mehr gehe.
Nun sind wir schon einige Zeit wieder zu Hause und was stellt sich ein......richtig! Die Sehnsucht nach dem Camino. Ich glaube, das wird nie enden.....

Ultreia

Silvia




Donnerstag, 11. Oktober 2012

Lavacolla

Hola zusammen,
wir grüßen aus Lavacolla (manchmal auch Labacolla geschrieben). Wir haben es tatsächlich geschafft heute als erste in der Albergue aufzustehen, um früh unsere 33 km Etappe zu starten. In der Bar vor Ort gab es schon ab 6:45 Uhr Frühstück und frisch gestärkt haben wir uns dann im Regen auf den Weg gemacht. Gerade als wir losgehen wollten, haben wir noch David und Jim getroffen. David hat uns dafür gelobt, dass er auf dem ganzen Camino niemanden erlebt hat, der sooooo leise aufgebrochen ist. Damit gehören wir definitiv nicht zu den Tütenterroristen (das sind diejenigen, die mit Plastiktütengeraschel den ganzen Schlafsaal wecken) und auch nicht zu den Beleuchtern (diejenigen, die mit der Stirnlampe auf dem Kopf beim Packen den Schlafenden ins Gesicht leuchten). Sehr erfreut über dieses dicke Lob haben wir uns dann auf den Weg gemacht. Es ging wieder viel über Kieswege mit sehr dicken Kieselsteinen, so dass meine Füße sich schon nach ca 2 Std zu Worte meldeten. Autsch. Als dann noch der galicische Dauerregen einsetzte, war der Tag gerettet;-) Wir haben uns aber nicht die Laune davon verderben lassen, sondern haben die riesigen Eukalyptuswälder genossen, durch die wir heute gewandert sind. Diese Bäume sind einfach unglaubig riesig und sie duften soooooo gut. Nicht nach Eukalyptusbonbon, sondern herrlich holzig würzig. Wir konnten uns gar nicht sattsehen und hatten die Hälfte der Zeit den Kopf im Nacken, um diese unglaubliche Größe zu bestaunen. Allerdings sind diese Wälder mittlerweile ein ökologisches Problem, weil sich die Bäume so ausbreiten und den Grundwasserspiegel absenken. Was wir heute allerdings überhaupt nicht verstehen konnten, denn bei dem Regen, der hier fällt, müsste eigentlich ein zu hoher Grundwasserspiegel das Problem sein. Unterwegs haben wir wieder unsere beiden amerikanischen Girls Bobbie und Linda getroffen, die sich wirklich tapfer schlagen. Wir hatten ein nettes Mittagspäuschen mit ihnen und sind dann wieder weiter. Ich dachte, wir kommen nie an. Es zog sich endlos hin. Alles tat weh, der Regen prasselte und meine einzige Vorstellung war ein schönes warmes Bett. Irgendwann standen wir dann tatsächlich vor unserem Hostal. Das Zimmer sehr sauber. Das Bett ok, nur keine Möglichkeit, die Wäsche zu waschen. Also habe ich erst mich geduscht und dann unter der Dusche die Wäsche gewaschen. Wir haben den unglaublichen Luxus eines funktionierenden Heizkörpers. Der fungiert nun als unser Wäschetrockner ;-) Als die Wäsche hing, sind wir völlig erschöpft in die Federn gesunken. Der schönste Teil des Wandertages. Der Erschöpfungsschlaf :-) Nun hatten wir ein fettreiches Abendessen (hier gibt es keine große Auswahl) und werden gleich in den Erholungsschlaf fallen.
Ich versuche mal ein paar Fotos hochzuladen. Ich hoffe, die Qualität reicht, denn ich habe einige von der Digicam abfotografiert.

Morgen werden wir dann nur noch 10 km laufen müssen und vor der Kathedrale von Santiago stehen. Unglaublich. Dieser Camino hat mich, obwohl er deutlich kürzer war, als der erste Camino, doch wesentlich mehr Kraft gekostet. Ich glaube, es fehlte einfach an dem Pilgergefühl. Das hat sich erst seit wenigen Tagen eingestellt. Der Camino ist aber auch nicht mehr so, wie er letztes Mal war. Im Moment empfinde ich ihn nur als touristisch. Jeder macht sein Ding und kaum jemand versteht sich wirklich als Pilger. Ich habe mit vielen gesprochen, die diesen Weg das erste Mal gehen. Als ich von unseren Erlebnissen 2010 erzählt habe mit gemeinsamen Singen, liebevollen Hospitalieros, gemeinsamen Pilgermessen etc. haben sie mich nur ungläubig angeguckt. Auch ich habe diesmal nur 1 Pilgermesse mitgemacht. Danach war ich völlig genervt, weil die "Caminotouristen" während der Messe dauernd mit piepsenden Kameras fotografierten. Das ist die Kehrseite des Camino. Nichts desto trotz hat er noch sehr sehr viel von seiner Magie behalten und es sind immer noch sehr viele wundervolle Menschen unterwegs.

Alles Liebe und ultreia

Silla

P.S: hatte ich erwähnt, dass ich meine erste Blase habe? ;-)

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Ribadiso

Hola zusammen,

langsam wird es ernst. Wir naehern uns tatsaechlich Santiago. Nur noch ca. 43 km.

Heute hatten wir einen langen Marsch von 27 km zur privaten Herberge hier in Ribadiso. Es ist so witzig. Wir schlafen schon wieder im Bett neben David und Jim. Zwei Rentnern aus Amerika.
Sehr liebe Menschen. David haben wir bereits in Cacabelos kennengelernt und staendig treffen wir uns in irgendwelchen Albergues wieder. Und witzigerweise bekommen wir immer Betten nebeneinander.

Als die Hospitalera uns heute unseren Schlafraum gezeigt hat, gab es natuerlich grosses Gelaechter.
Sie hat uns ganz verwundert angeguckt, aber keiner konnte ihr auf spanisch erklaeren, warum wir uns mit so einem Riesenhallo begruessten.

Wir sind heute tatsaechlich 2 km vorm Ziel nochmal richtig nass geworden. Den ganzen Tag war es nieselig, aber gut auszuhalten. Eher schoen angenehm beim Laufen. Aaaaber dann, dann hat der galicische Regen doch nochmal richtig zugeschlagen und ein Wolkenbruch hat uns beim Endspurt noch total durchnaesst.

Wir haben heute uebrigens den beruehmtesten Pulpo (das ist Krake - kein Tintenfisch) von Galicien probiert. Die Pulperia Ezechiel in Melide ist schon eine Institution. Man fuehlt sich irgendwie wie in einer Bahnhofswartehalle. Als wir dann zugesehen haben, wie der Koch dem armen Kraken die Tentakel mit einer Schere in mundgerechte Stuecke zerschnitten hat, kam es uns fast schon hoch.

Oh Mann....aber probieren muss man es. Es gehoert einfach dazu und bei unseren letzten Caminos hatten wir das ausgelassen (warum nur???). Ich hatte gehofft, ich kann ein Stueckchen probieren und mich dann damit rausreden, dass ich wegen meiner Erkaeltung ohnehin keinen Geschmack habe, aber wider Erwarten hat das Ganze richtig gut geschmeckt. Allerdings haben wir nur die Stuecke gegessen, die nicht wirklich wie lange Tentakel aussahen. Die beiden langen Tentakel haben wir nicht durch den Hals bekommen. Wir sind wohl doch nicht die Pulpoprofis ;-)

Nun ist passiert, was Jessies groesster Horror ist. Sie hat sich letzte Nacht in dem Hotel Bettwanzen geholt.
Im Moment dekontaminieren wir gerade alle ihre Sachen und die Aermste huepft eingehuellt in eine Bettdecke durch die Herberge. Wir haben gestern die Schluessel fuer die Zimmer ausgelost. Es haette also genausogut uns treffen koennen. Hoffentlich kommen wir bedbugs free nach Santiago (bedbug ist das englische Wort fuer Bettwanzen).

Morgen werden wir ueber 33 km laufen muessen, denn wir haben unser Zimmer 10 km vor Santiago gebucht, weil wir am 12.10. mittags in Santiago sein wollen. Das ist der Todestag von Guidos Mutter und wir dachten uns, dass es schoen waere, an so einem Tag im Pilgergottesdienst ihrer zu gedenken.

Das bedeutet aber, dass wir morgen diese laaaange Strecke machen muessen. Manch einer wird schmunzeln und sagen 33 km, was ist das schon. Ein Marathon ist 42 km. Aber man unterschaetzt die Belastung durch den Rucksack und die unebenen Wege. Ich habe mich just heute Morgen mit einem sehr durchtrainierten, sportlichen, oesterreichischen Marathonlaeufer unterhalten. Er erzaehlte mir, dass er seinen Kumpel ausgelacht hat, als dieser mit ihm fuer den Camino trainieren wollte und mit ihm um den Wolfgangsee gehen wollte. Er ist dann mitgegangen und musste sich die letzten 3 km von seiner Schwester im Auto fahren lassen, weil er keinen Schritt mehr gehen konnte.
Er hat gesagt, dass er es niemals fuer moeglich gehalten haette, wie anstrengend das Caminogehen ist.

Ich bin natuerlich sofort 3 Koepfe groesser geworden.....die kleine Silla sooooo tapfer auf dem Camino und das schon das zweite Mal ;-)))))) Na ja...er wusste ja nicht, wie oft ich die Entscheidung zu gehen dieses Mal schon verflucht hatte......

Eine sehr schoene Begegnung hatten wir heute noch. Wir kamen an einer sehr alten Kirche (ups...alle Kirchen hier sind sehr alt) vorbei und ein alter Priester mit einer unheimlich guetigen ausstrahlung (sorry; das grosse a funktioniert nicht) kam auf mich zu und nahm mich bei den Haenden. Er redete ganz lieb mit mir und gab mir dann einen Stempel in meinen Pilgerpass und ein ganz schoenes Gebet.

Fuer Jessie und Jamie habe ich es noch auf Englisch bekommen. Da ging uns echt das Herz auf.
Einfach nur schoen.

Leider ist meine Internetzeit schon zuende.

Alles Liebe und ultreia


Silla

Dienstag, 9. Oktober 2012

Palas de Rei

Hola zusammen,
heute wieder nur ein kurzer Post, da kaum Netzempfang und mit Handy.
Wir sitzen gerade in Palas de Rei in einer Tapasbar und sind total vollgefuttert. Das haben wir uns heute aber redlich verdient. 26 km über Stolpersteine und größtenteils an Straßen entlang. Dazu startete der Tag schon mit einem kräftigen galicischen Regenschauer. Diese Regenschauer haben uns dann den ganzen Tag immer wieder begleitet und trotz Regencape sind wir ziemlich nass geworden. Umso mehr freuen wir uns gleich auf unser hellhöriges, kleines Doppelzimmer mit wackeligem Klo. Es war mal wieder alles ausgebucht und voll. Hätten wir nicht gestern noch dieses Hotel ergattert, hätten wir wohl heute gar kein Bett. Also "Gute Nacht!"

Ultreia

Silla

Montag, 8. Oktober 2012

Portomarin

Hola zusammen,

ich schreibe euch heute aus Portomarin, einem Dorf in Galicien, dessen Ruinen wir heute in den Resten des Stausees bewundern konnten, der beim letzten Mal, als ich hier war, voll gefuellt war.

Das urspruengliche Dorf musste dem Stausee weichen und nun gibt es ein neueres Dorf oberhalb des Stausees. Die Kirche wurde Stein fuer Stein wieder aufgebaut und damit auch alles passt,  sind alle Steine numeriert.

Gestern Abend hatten wir in Sarria in der Altstadt (die eigentlich nur aus einer langen Gasse besteht) soviel Spass, dass ich mich nicht aufraffen konnte, noch zu bloggen.
Es spielte Real Madrid gegen den FC Barcelona. Meine Guete war da was los. Die Einheimischen waren fuer Barcelona und die spanischen Pilger ueberwiegend fuer Madrid. Wir haben uns kaputtgelacht, wie die Spanier abgegangen sind. Aber es war alles friedlich, nur halt meeeegalaut und jedes Tor wurde erstmal eine Viertelstunde lautstark ausdiskutiert.

Der Kellner war voellig ueberfordert, dass seine Bar auf einmal so voll war und auf dem Platz vor der Bar alle standen und auch noch essen und trinken wollten. Bis das Essen kam, dauerte es so manches mal schon eine Stunde. Wahrscheinlich kam der Koch nicht vorm Fernseher weg ;-)
Wir haben noch einige Pilgerfreunde in Sarria wiedergetroffen und haben dann nett beim Vino tinto und Cerveza zusammengesessen. Unsere japanischen Mitpilger Momo und Juschin (keine Ahnung, ob ich das richtig geschrieben habe) haben uns zwei Origamivoegel als Andenken geschenkt. Absolut winzig. Unglaublich, dass man soooooo klein falten kann.

Die gestrige Etappe war landschaftlich wunderschoen. Wir sind im Dunkeln aus unserem Pilgerpalast aufgebrochen um unser Fruehstueck mit Blick auf das Kloster Samos einzunehmen.
Dort sind wir mit zwei amerikanischen Freundinnen so dermassen ins Quatschen gekommen, dass wir uns richtig aufraffen mussten, weiterzulaufen. Die beiden waren wirklich zu lustig. Eine von ihnen war zum Camino aufgebrochen und die andere hat ihr dann nach ein paar Tagen eine sms gesendet mit den Worten: "bin am 30.09. da, warte auf mich" und so haben die beiden sich auf dem Camino getroffen und laufen nun gemeinsam weiter. Sie machen sich daraus einen Riesenspass und fragen wirklich jeden aus, warum er auf dem Camino unterwegs ist. Die Geschichten hoeren sie sich dann an und kriegen sich vor Begeisterungsrufen ueberhaupt nicht mehr ein. " Wonderful, how romantic, oooohhhhhh, how sad......." Zum Schiessen die beiden.
Linda (das ist die Freundin, die nachgeflogen ist) befuerchtete gestern schon, dass sie wieder ein Taxi nehmen muessten, weil ihre Freundin Bobbie nicht aus dem Quatschen rauskommt und ihre Rucksaecke aber schon in der naechsten Herberge standen.

Guido und ich sind dann weitergezuckelt und haben die Landschaft genossen. Man kommt durch viele kleine urspruengliche Doerfer oder Einzelhoefe und man geht durch unberuehrte Natur. Einfach herrlich. Leider war die Luft sehr schwuel, so dass ich schniefend (immer noch Erkaeltung) und schnupfend die Steigungen hochgekrochen bin. Es war sooooo warm. Aber ich darf mich ja nicht beschweren. Ich habe gehoert, in Deutschland regnet es und ist saukalt.

In Sarria haben wir dann die erste Herberge genommen, die ein Bett frei hatte. Was wir haben, das haben wir (dachten wir). Leider haben wir nicht beruecksichtigt, dass diese Herberge nur 1 Toilette fuer 20 Leute hatte und die war so klein, dass zwischen Klo und Wand ca. 30 cm Abstand war. Sehr schoen fuer grosse Leute ;-). Aber sauber war es und das ist das Wichtigste. Man sieht immer mehr Pilger mit Bettwanzenbissen.
Das waere echt der Horror.
Heute Morgen wurde ich dann von einer Mitpilgerin angesprochen, ob ich etwas in der Herberge vergessen habe. Jemand haette sie gefragt, der mit uns dort uebernachtet hatte. Er haette noch etwas gefunden.
Ich verneinte, doch als ich vorhin meinen Rucksack ausgepackt habe, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Sch...., ich hatte meinen BH auf der Leine haengen lassen (keine Angst, ich habe noch Ersatz ;-)), weil das das einzige Teil war, was nicht in die Maschine und den Trockner gewandert ist.
Gerade habe ich sie wiedergetroffen und sie lachte und sagte:"Ja, es war ein BH", leider ist derjenige, der ihn gefunden hat, schon weitergelaufen, weil er hier kein Bett bekommen hat.
Nun laeuft ein William aus England mit meinem BH ueber den Camino. Da er weitergelaufen ist, wird mein BH wahrscheinlich eher in Santiago ankommen, als ich. Ich koennte mich wegkringeln.

Auch wir tragen seit Tagen eine Sonnenbrille mit uns herum., die wir gefunden haben. Als wir dachten, wie haetten die Eigentuemerin gefunden, sagte sie nur, dass die Sonnenbrille schon da gelegen hat, als sie in die Albergue kam. Schade....so werden wir die Eigentuemerin wohl nie finden.

Aber es gibt auch schoene Geschichten vom Verlieren und Wiederfinden. Jessie hatte einen Wanderstock, den sie Dante genannt hat. Eines Morgens in der Albergue war Dante weg (die Stoecke stehen oft gesammelt in einer Art Riesenvase). Jessie war soooo traurig und sagte immer nur "Where is Dante?" Im naechsten Ort am Ortseingang stand Dante an einem Baum mit einem Zettel.
Auf dem Zettel eine Entschuldigung, dass derjenige versehentlich den falschen Stock genommen hat und er hofft, dass der Stock wieder zu seinem richtigen Eigentuemer kommt.

Das ist Camino live :-)

So langsam aber sicher naehern wir uns Santiago. Es sind keine 100 km mehr und so langsam aber sicher, kann ich das Pilgern auch wieder geniessen. Dieses Mal ist es mir wirklich sehr schwer gefallen in den "Pilgermodus" zu kommen. Ich empfinde den Camino dieses Mal eher touristisch.
Die letzten 100 km sind es sowieso. Es sind wieder Massen unterwegs. Bei den Spaniern ist es guter Brauch die letzten 100 km nach Santiago zu gehen, um die Compostela zu bekommen.
Entsprechend voll ist es jetzt. Ich habe gehoert, dass spanische Firmen sogar bei Einstellungen darauf achten, ob der Bewerber/die Bewerberin den Camino gegangen ist.

Grundsaetzlich kein schlechtes Kriterium, aber dann nur fuer die, die mehr als 100 km gegangen sind.
Wenn man weiss, dass jemand sich sagen wir mal mind. 300 bis 400 km durchgeschlagen hat, dann zeugt das zumindest schon mal von Durchhaltevermoegen und Organisationstalent.
Vielleicht sollten wir das in Deutschland auch mal einfuehren ;-)

Unsere groesste Freude heute war, dass wir Jessie und Jamie wiedergetroffen haben. Sie sassen einfach auf einer Mauer am Strassenrand. Das war ein Wiedersehen! Gekreische, Gejubel, Umarmungen.
Absolut grossartig. Ich habe die beiden sooooo vermisst. Sie sind uns total ans Herz gewachsen.

Wenn alles klappt werden sie uns noch Ende Oktober besuchen kommen. Sie sind in Hamburg und von dort aus ist es ja quasi nur ein Katzensprung. Sie haben ja viel Zeit Europa zu entdecken und dann in England oder Schottland einen Job zu suchen.

Heute Abend werden wir von Ihnen bekocht. Total suess.
Jamie hat mir auch gerade sein Notebook geliehen, deswegen kann ich so entspannt den Post schreiben.

Der Arme muss die ganze Zeit sein Notebook mitschleppen, da er noch eine Abschlusspruefung fuer sein Schauspielstudium schreiben muss und das wird stattfinden, wenn er mit Jessie noch in Barcelona ist. Er muss Urheberrecht auf dem Camino pauken, der Aermste.

Ich schaue mal, ob es hiermit klappt, ein paar Fotos hochzuladen. Oh, es klappt.
Also hier die Erlaeuterungen.
Der uralte Baum, den Guido und ich umarmen, ist die alte Kastanie in Ramil. Sie soll lt. Schild 800 Jahre alt sein, lt einiger Reisefuehrer 1.000 Jahre alt und lt Reisefuehrer einer Mitpilgerin 1.700 Jahre. Sucht euch also ein Alter aus.

Dann gibt es ein Foto vom Kloster Samos.

Eine alte, verlassene, schaurig-schoene Muehle.

Der Kilometerstein 99 (noch 99 km bis Santiago, aber lt Reisefuehrer stimmen die Markierungen nicht ganz)

Bauernhofidylle. Der Hof heisst Sivil / wie sympathisch

Die Origamivoegel

Abendessen in Sarria mit unseren Mitpilgern Momo, Jutschin und Annie

Guido beim Fussballgucken

Jessie mit den Einkaeufen fuer unser sicherlich wundervolles Abendessen heute Abend



Ultreia

Silla





































Samstag, 6. Oktober 2012

Im Nirgendwo hinter Triacastela

Hola zusammen,
ich hoffe, das Sendesignal reicht, um diesen kurzen Post zu veröffentlichen.
Wir sitzen in einer Herberge im Niemandsland zwischen Triacastela und Samos. Eigentlich sollte unsere Etappe nur bis Triacastela gehen, aber das komplette Dorf war ausgebucht, weil einige größere Reisegruppen dort abgestiegen sind. Das sind die organisierten Pilgerschnuppertouren. Eine Gruppe wurde von Raimund Joos geführt, dem Autor des Outdoor Pilgerreiseführers. Guido hatte gestern schon ein Gespräch mit ihm
und heute hat er uns dann in diese Herberge gelotst, sonst hätten wir 10 km dranhängen müssen. Nun sitzen wir in einem alten, umgebauten, sehr kalten Palast und nach und nach trudeln alle die ein, die in Triacastela keinen Platz bekommen haben. Keine Möglichkeit einzukaufen. Die Hospitaliera hat uns vorhin ein Baguette besorgt und eine Flasche Wasser. Zusammen mit unserer Thunfischdose eine fürstliche Mahlzeit ;-) Gerade hat es angefangen zu regnen. Willkommen in Galicien, der regenreichsten Region Spaniens ;-)

Ultreia

Silvia

Freitag, 5. Oktober 2012

O Cebreiro

Nun ist es also passiert. Es hat mich total erwischt. Heute Nacht habe ich mich gegen Mitternacht mit meinem Schlafsack unterm Arm aus unserem Schlafraum in die Küche der Herberge verpieselt, weil ich die anderen nicht durch mein ständiges Schniefen und Husten wecken wollte. Gestern Nacht wechselten sich Schüttelfrost und Schwitzattacken ab. Ich habe in der Küche auf der Couch (Gott sei Dank stand in der Küche diese Couch) gelegen und war echt verzweifelt. Ich wusste, der Aufstieg zum O Cebreiro stand für heute auf dem Plan. Eine traumhafte Etappe, aber mindestens so anstrengend wie der gestrige Camino duro. Heute Morgen war ich dann immer noch hin- und hergerissen. Laufen? Rucksack transportieren lassen? Bus? Da ich aber weiß, dass man bei Erkältungen mit Überbelastungen vorsichtig sein soll, habe ich mich dann doch spontan entschlossen, den Bus zu nehmen. Er fuhr in ein Bergdorf in der Nähe von O Cebreiro. So hatte ich dann nur 1 Std Aufstieg. Ich saß im Bus und hätte heulen können. Aber ich habe allen versprochen, auf mich aufzupassen und gesund wiederzukommen. Da musste dann mal die Vernunft siegen. Die Stunde Aufstieg hat mir dann auch gezeigt, dass das die richtige Entscheidung war. Mir wurde so manches Mal ein wenig schwindelig und zittrig in den Beinen. Und dass obwohl mein Rucksack um einige hundert Gramm leichter ist, denn wir haben gestern in Villafranca tatsächlich noch eine Post gefunden, die geöffnet hatte und da haben wir ein Paket postlagernd nach Santiago geschickt mit überflüssigem Ballast. Fast 4 kg haben wir zusammenbekommen. Dadurch, dass es auch in den nächsten Tagen so warm bleiben soll, war das schwerste überflüssige Teil die Innenjacke meiner Doppeljacke. Man merkt es beim Tragen deutlich.

Hier in O Cebreiro haben Guido und ich heute ein Doppelzimmer genommen, damit ich keinen (außer Guido) mit meinem Husten und Schniefen störe. 40€ für ein Minizimmer mit Schimmel an den Wänden. Der Zimmernachbar hat gerade Bettwanzen in seinem Bett gefunden. Na toll.... Das ist die erste Inspektion, die ich hier immer mache. Mit den Bettwanzen ist ein großes Problem im Sommer. Und wenn es jemanden erwischt und er merkt es nicht sofort, dann sind die Sauviecher schon mit dem Pilger in die nächste Herberge gewandert. So passiert es, dass selbst in den teuren Privatzimmern Bettwanzen vorkommen.
Da gruselt es mir echt vor. Bbbbbrrrrrr.

Guido ist die heutige Etappe gewandert und ist vor 1 Std hier angekommen. Wir werden uns gleich auf die Suche nach einem Abendessen begeben. O Cebreiro ist ein keltisches Dorf mit urigen Häusern und dauernd wird man von Dudelsackmusik beschallt. Obwohl es hoch in den Bergen liegt, ist es sehr touristisch. Bekannt wurde es durch das Hostienwunder (genaue Erklärung in meinem ersten Blog ;-)).

Die alte Kirche ist sehr schön und der Ausblick über die Berggipfel atemberaubend.

Ich hoffe, dass ich morgen wieder so weit fit bin, dass ich die nächste Etappe schaffe. Drückt mal die Daumen.

Ultreia

Silla

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Trabadelo

Hola ihr Lieben,
wir grüßen aus Trabadelo.
Der Tag hat wunderschön angefangen. Nach einer unruhigen Nacht mit tierischen Halsschmerzen war ich froh, heute morgen endlich aufbrechen zu können. Im Dunkeln ging es mit Stirnlampe am Kopf los um nach 1 Std einen wunderschönen Sonnenaufgang zu beobachten. Das Dumme ist nur, man darf nicht vergessen, sich umzudrehen, weil man ja immer nach Westen läuft, hat man den Sonnenaufgang im
Rücken. Wir sind dann durch die Weinfelder des Bierzo nach Villafranca del Bierzo gewandert. Unterwegs habe ich doch tatsächlich meine Sonnenbrille verloren. Das scheint eine Marotte von mir auf meinen Caminos zu sein. Ich habe es aber relativ schnell gemerkt und Guido hatte flugs seinen Rucksack abgeschnallt und war schon auf dem Rückweg, bevor ich überhaupt reagieren konnte. Er brauchte aber nur 1 Min zu gehen, als ihm schon ein französisches Pilgerpärchen entgegenkam und meine Brille schwenkte ;-). Ich war ziemlich gerührt. Wir haben uns dann in Villafranca an der Brücke am Fluss ein schönes Frühstück auf dem Balkon der Bar gegönnt und haben den Pilgern zugeschaut. Direkt hinter der Bar muss man sich entscheiden, ob man den Camino duro (der harte Weg) durch die Berge gehen will oder an der Strasse entlang, den einfachen und 2 km kürzeren Weg. Voller Übermut und so gestärkt vom Frühstück haben wir spontan entschieden den duro zu gehen, obwohl eine alte Spanierin uns mit Händen und Füßen davon abgeraten hat. Nach wenigen Minuten schon wusste ich warum..... Ich glaube ich habe mich noch nie in meinem Leben so angestrengt. Ich dachte, ich sterbe. Erst ein stundenlanger steiler Aufstieg und dann ein elend langer Abstieg. Belohnt wurden wir durch sensationelle Ausblicke und ein Picknick in einem Esskastanienwald, der sehr romantisch und verwunschen war. Das Schlimmste ist, dass uns morgen wieder ein ähnlicher Aufstieg nach La Faba bevorsteht. Ich hoffe, ich schaffe das mit meiner Erkältung. Sonst werden wir hier einen Tag Pause einlegen müssen. Wir werden sehen.

So, unser Pilgeressen (Spaghetti mit Tomatensoße) ist fertig.

Bis bald und ultreia

Silla

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Cacabelos

Hola alle miteinander,
wir sitzen gerade in der Herberge von Cacabelos, in der ich auch bei meinem letzten Camino übernachtet habe. Es hat sich nichts verändert. Es sieht immer noch aus, wie eine Reihe Umkleidekabinen im Freibad :-)

Der Tag war sehr anstrengend (wie immer) , aber auch sehr schön. Wir sind durch das Weinanbaugebiet des Bierzo gegangen (und haben natürlich Trauben genascht). Guido ist eine Weile von einem der dort arbeitenden Weinbauern beim Gehen begleitet worden, der ihn auf Englisch zugetextet hat. Ich bin 100 m dahinter gelaufen und habe mich köstlich amüsiert. Guido wusste auf jeden Fall hinterher, dass der Bierzo-Wein besser ist, als der Rioja, der auch hier auf dem Camino angebaut wird.

Das haben wir natürlich vorhin erst mal getestet ;-). Es stimmt!

Unsere Rucksäcke werden gefühlt jeden Tag schwerer. Ich dachte, im Okt auf 1.500m ist es bestimmt schweinekalt (es war ja letztes Mal im Mai auch teilweise so kalt) und habe eine schwere Doppeljacke zu tragen, die ich erst 1x und zwar bei der Anreise angezogen habe. Jeden Tag ist es total warm (ca 25 Grad) und heute haben wir ernsthaft überlegt, was wir zurückschicken können (oder zur Sammelstelle nach Santiago). Leider hatte die Post schon zu und die Pakete sind hier auch sauteuer (ca 30€). Da in den nächsten Tagen nur kleine Dörfer kommen, die keine Post haben, werden wir wohl schleppen müssen :-(

Meine Füße haben heute gut mitgemacht, tun aber nun ziemlich weh. Ich bekomme aber gleich noch eine schöne Fussmassage. Es hat doch eindeutig Vorteile, wenn man mit seinem Liebsten auf dem Camino ist ;-). Das gemeinsame Wandern ist sehr schön. Wir haben einen gemeinsamen Wandertakt gefunden (außer bergauf....da kann keiner mit dem Caminoflitzer Guido mithalten). Wir machen uns gegenseitig auf tolle Aussichten oder verrückte Dinge aufmerksam (manchmal auch gleichzeitig ;-)). Reden, schweigen, lachen, singen (ok, das bin dann in der Regel ich), jammern (ok, dass bin dann auch meistens ich) und genießen die Zweisamkeit. Picknick in der Sonne (zu dumm nur, dass man die ganzen Sachen schleppen muss, die man essen will) und das Albergueritual.

Obwohl heute war ja Guido derjenige, der von Strand und Hotel gesprochen hat :-) Als Luxushotel kann man unsere Bleibe wahrlich nicht bezeichnen.

Morgen geht es weiter. Mal sehen, bis wo wir kommen. Wir entscheiden quasi stündlich neu. Je nachdem, was die Knochen sagen.

Also.....Ultreia

Silla

P.s: heute blogge ich vom Handy. Ich hoffe, dass es diesmal mit den Bildern klappt. Eins ist von Guido beim Weintraubenklau, eins von unserem kalorienarmen Frühstück in Ponferrada mit Blick auf die Burg (das nächste Foto) und eines von dem tollen Automaten, der hier in der Herberge hängt. Alles, was das Pilgerherz begehrt. Blasenpflaster, Cremes etc ;-)

Dienstag, 2. Oktober 2012

Molinaseca

Hola zusammen,
viele Gruesse aus Molinaseca. Gestern Abend sassen wir gemuetlich beim Pilgermenue zusammen, als ploetzlich eine SMS von Guido kam. Er war tatsaechlich noch von Astorga nach Rabanal gelaufen und das die letzte Stunde im Stockdunkeln. Ihr muesst euch vorstellen, dass es durch die beginnende Bergwelt geht und dass wirklich nur der Mond und die Sterne Licht geben (und natuerlich die Taschenlampe ;-)).

Guido wurde laut und mit Gesang begruesst, als er an unseren Tisch kam.
Er ist dann spaeter voellig k.o. ins Bett gefallen.

Heute haben wir uns nach dem Fruehstueck auf den Weg nach Molinaseca gemacht. Vor uns lagen ueber 20 km durch die Bergwelt der Montes de Leon. Auf ca. 1.500 m liegt das Cruz de Ferro. Dort, wo (fast) alle Pilger einen Stein ablegen oder etwas was sie auf dem Camino lassen moechten.

Wir haben dort lange in der Sonne gesessen. Indie spielte auf seiner kleinen Gitarre (Ukulele?) und es war einfach eine friedliche Stimmung. Irgendwann habe ich meine Tin Whistles aus meinem Rucksack geholt und Amazing Grace gespielt. Ploetzlich fingen alle Pilger an Amazing Grace zu singen. Und dann im Hintergrund das Kreuz. Das war einfach nur ..........schnief.
Leider kann ich nicht wirklich auf der Tin Whistle spielen. Ich glaube, ich muss das mal vertiefen. Ist ein so praktisches Instrument. Man kann sie ueberall mitnehmen.

Anschliessend haben Guido und ich die atemberaubende Kulisse der Berge genossen. Haben einen Abstecher zu dem beruehmten letzten Tempelritter Tomas gemacht und waren einfach nur gut drauf.
Ich habe Guido den ganzen Vormittag irgendwelches Liederkauderwelsch vorgesungen. Die Stimmung war super und alles war gut.

Bis der Abstieg kam.........

Es war soooooo schrecklich. Stundenlang ueber Schieferschotterwege bergab. Ich hatte es nicht mehr so lang in Erinnerung. Meine Zehen stiessen bei jedem Schritt an die Schuehspitze, obwohl die Schuhe eine Nr groesser sind und ich sie auch fest geschnuert hatte. Aber wahrscheinlich haben sie sich von meinem letzten Camino so geweitet, dass ich jetzt mehr in ihnen rutsche.

Vom Singen war keine Rede mehr. Stattdessen habe ich den armen Guido die ganze Zeit vollgejammert. "Warum tun wir uns das an?" "Wir koennten jetzt am Strand liegen". Ich war voll noergelich.
Guido hat das mit einer grossartigen Gelassenheit ertragen ;-))).

Nun sind wir hier in der Albergue Santa Irene (und ich habe auf spanisch das Bett tel. reserviert....yeah!!!) und haben uns gerade einen kleinen Imbiss gemacht.
Brot mit frischen Tomaten (voellig normal und nicht so geklont gleich, wie in deutschen Supermaerkten und suuuuperlecker. Man schmeckt die Sonne) und eine Dose Thunfisch. Und die gute spanische Chorizo.
Dazu ein Bier. Lecker!

Mir tut alles weh. Ich glaube, meine Zehennaegel werden sich in den naechsten Tagen blau faerben. Hoffentlich bleiben sie dran. Tja....das sind so Pilgerprobleme.

Ich habe heute mal wieder ein Lesegeraet fuer Speicherkarten am Computer. Ich versuche mal ein paar Fotos hochzuladen.

Drueckt mir die Daumen, dass ich morgen durchhalte und mich nicht einfach in einen Bus setze und ans Meer fahre ;-)).

Ultreia

Silla

P.S. jetzt habe ich eine halbe Stund fuer das Hochladen von 3 Fotos gebraucht und nun sind sie weg ;-(.

Montag, 1. Oktober 2012

Rabanal de Camino

Hallo ihr Lieben,

ich sitze gerade mitten in den Montes de Leon in Rabanal de Camino. Einem kleinen Bergdorf (mit Internet ;-)). Die Herberge heisst Pilar und hat einen wunderschoenen Innenhof mit Blumen en masse und einer schoenen Theke ;-).

Ich habe heute unterwegs wieder Jamie und Jessie getroffen und nun sind wir alle hier gelandet. Wir hatten gestern noch einen netten Abend in Astorga. Wir haben in einer Herberge geschlafen, die ein 300 Jahre altes Adelshaus ist. Das hatte die Konsequenz, dass ich gestern Abend alle wach gemacht habe, als ich mich in den Schlafsaal schleichen wollte. Erst die Tuer"quiiiiiiiiiietsch" und dann die Bodendielen. Ich hatte erst ein total schlechtes Gewissen. Das hat sich aber gelegt, als nachts alle 5 Min. jemand auf die Toilette ging und das gleiche Quietschen verursachte. Wir hatten zwar keine Schnarcher im Zimmer. Schlecht geschlafen habe ich dadurch aber trotzdem.
Heute morgen war dann intensiver SMS-Wechsel und telefonieren mit Guido angesagt, der ja gestern in Burgos gestrandet war. Er ist heute Nachmittag in Astorga angekommen und laeuft jetzt irgendwo in den Bergen. Ich hoffe, er findet vor Einbruch der Dunkelheit eine Herberge oder war so schlau, sich fuer die ersten km nach hier ein Taxi zu nehmen. Mit etwas Glueck koennen wir dann morgen zusammen gehen.

Der Weg heute war wieder wunderschoen. Ich liebe die Strecke durch die Montes de Leon. Natur pur.
Ich bekomme dieses Mal aber irgendwie nicht so richtig den Kopf frei. Ich hoffe, das kommt noch.
Die Caminogeschichten funktionieren aber noch genauso, wie letztes Mal. Jeder weiss ueber die Pilger zu berichten, die unterwegs sind. Es ist wie im Mittelalter, als die fahrenden Haendler durch die Doerfer kamen und alles per Mundpropanda laeuft. Im Moment ist ein Mann aus den USA unterwegs (zusammen mit seinem Freund), der wahrscheinlich durch den Film The Way (der deutsche Titel lautete "Dein Weg") inspiriert wurde. Seine Frau (Schottin) starb vor einigen Wochen und er traegt ihre Asche ueber den Camino und streut sie an schoenen Stellen aus. Anschliessend bringt er den Rest nach Schottland, um sie dort zu beerdigen (oder das, was noch uebrig ist). Seine Frau liebte teure Kleidung. Also sind er und sein Freund in Pamplona in die teuerste Designerboutique gegangen und haben heimlich dort auf dem Teppich ihre Asche verstreut. Obwohl er naturgemaess sehr traurig ist, macht er solche verrueckten Sachen. Ich finds grossartig.

Gestern Abend habe ich mich noch mit Mutter und Sohn aus Amerika unterhalten. Auch sie sind aufgebrochen, nachdem sie den Film gesehen haben. 2 Wochen danach sind sie los. Wie fast alle Amerikaner hier :-). Und das obwohl der Film auch in Amerika nur in ausgewaehlten, kleinen Kinos gezeigt wurde. Wahrscheinlich sind ALLE Amerikaner, die den Film gesehen auch, nun auch auf dem Camino :-).

Jessie und Jamie, auf die ich z. Zt. immer wieder treffe kommen aus Australien. Sie sind Anfang 20 und haben sich ein Visum zum Arbeiten in Grossbritannien besorgt. Vorher wollen Sie noch Europa erkunden. Sie waren schon in Paris, Hamburg, Bruessel und sind voellig unvorbereitet auf den Camino geflogen. Mit Turnschuhen!!!!! Ohne Reisefuehrer oder Wanderausruestung. Und dass, obwohl Jessie mir erzaehlt hat, dass sie zuhause eigentlich super organisiert ist und z. B. niemals ins Bett geht, bevor nicht alles aufgeraeumt ist. Und eigentlich war sie auch immer aengstlich. Nun hat sie diese Angst ueberwunden und hat einfach den Schritt fuer diese Europareise gemacht. Sie sprueht vor Lebensfreude und das ist total ansteckend. Wir sind viel am Lachen und sie quatscht jeden (einschl. jeden Hund) an.
Als sie vorhin einen alten Mann ansprach, der in einem verwilderten Garten arbeitete, stellte sich heraus, dass es sich um einen der Moenche handelt, der hier in Rabanal seit 1 1/2 Jahren lebt.
Vorher war er in Nicaragua. Da er Deutscher ist, konnten wir uns eingehend unterhalten.
Es hat sich dann auch aufgeklaert, warum er im Blaumann in diesem verwilderten Garten war.
Es gab dort Nuesse und die wollte er nicht verkommen lassen und sammelt sie, weil sich keiner um das Stueck Land kuemmert.

Das war wieder so eine Situation, in der ich ueber unsere Verschwendung nachgedacht habe. Schon in Hospital de Orbigo in der netten Herberge, die aus dem eigenen Garten gekocht hat, haben wir lange darueber diskutiert, wie wertlos Essen fuer alle geworden ist. Wir haben unsere verschiedenen Laender verglichen (Neuseeland, Amerika, Kanada und Deutschland) und uns gegenseitig erzaehlt, wie es mit dem Fast Food und so dort aussieht. Ich konnte zumindest das Vorurteil ausraeumen, dass wir Deutschen jeden Tag Bratwurst essen :-)).

Auch heute habe ich beim Laufen wieder lange darueber nachgedacht. Es wird einem hier bewusst, wie wertvoll Essen ist. Wenn man das Gefuehl hat, dass die Beine und Fuesse schwer werden und man setzt sich hin und isst eine Handvoll Nuesse oder trinkt einen frischgespressten Orangensaft, dann merkt man, wie schnell die Kraefte zurueckkehren, also wie der Koerper direkt darauf reagiert.
Natuerlich faengt man dann auch an, darueber nachzudenken, dass der Koerper ja auch auf alles andere (Junkfood etc.) genauso reagiert, nur man nimmt es im Alltag nicht so direkt wahr.

Tja...also doch schon was zum Nachdenken auf dem Camino. Ich muss jetzt enden, da wir um 19 Uhr von dem Moench zur Vesper eingeladen wurden und Jessie oder Jamie duerfen die Lesung auf Englisch halten und beide schlafen noch. Ich muss sie jetzt erstmal wecken ;-)).

Die Messe wird wieder Lesungen in saemtlichen Sprachen, der anwesenden Pilger enthalten. Das ist immer wunderschoen. Da verschwinden Grenzen. Es kann eigentlich so einfach sein.

Ich wuensche Euch noch einen schoenen Tag.

Ultreia

Silla

Sonntag, 30. September 2012

Astorga

Hola zusammen,

ich befinde mich in der wunderschoenen Stadt Astorga. Fuer mich eine der schoensten Staedte am Camino. Der Bischofspalast von Gaudi ist immer wieder beeindruckend.

Gestern bin ich, wie ihr ja gelesen habt, bis nach Hospital de Orbigo gelaufen. Eigentlich war die Tagesetappe Villar de Macarife, wo ich aber schon gegen 11 Uhr war und mich dann spontan entschlossen habe, noch weiterzulaufen. Ich war allerdings nach 30 km echt fertig. Die Sonne knallt, auch wenn es nicht so heiss ist (trotzdem deutlich ueber 20 Grad) und die Sonne knallt logischerweise, wenn man kontinuierlich nach Westen laeuft, fast nur von links. Ergebnis des Ganzen....trotz Lichtschutzfaktor 50 Schulter verbrannt, Oberarm verbrannt und Gesicht/Hals verbrannt. Und wo....na klar....nur links. Bin mal gespannt, wie ich nach 2 Wochen aussehen. Eine Seite braun und die andere 5 Nuancen heller. Sie dann aus wie ein Latte Macciato ;-))

Ich habe schon viele nette und liebe Menschen kennengelernt, Gestern morgen ging es in voelliger Dunkelheit los, weil wir schon um 7:30 die Herberge verlassen mussten. Mit meiner kleinen Taschenlampe habe ich nicht wirklich was gesehen, aber wie es auf dem Camino so ist, man trifft immer jemanden, der einem hilft. Ich habe dann prompt an der ersten Wegkreuzung Dave aus Neuseeland getroffen (und Dave hatte eine tolle Taschenlampe). Wir haben dann den Alternativweg gesucht, der landschaftlich schoener ist und nach Villar de Mazarife fuehrt. Irgendwie sah alles anders aus, als beim letzten Mal. Im Dunkeln sowieso ;-).

Als wir dann verzweifelt an einem Kreisverkehr standen und ich immer nur schimpfte, dass wir garantiert falsch sind, hat sich noch Erna aus Holland zu uns gesellt. Wir haben dann mit Handy und Ernas Karte doch noch einen Weg gefunden. Ich schwoere aber immer noch, dass das definitiv nicht der Weg vom letzten Mal war. Wie dem auch sei, wir sind in Villar de Mazarife angekommen. Es war ein netter Morgen mit den beiden. Unterwegs haben wir uns dann wieder getrennt und wie es auf dem Camino so ist, habe ich Dave abends in der Herberge wiedergetroffen.

Diese Herberge war wirklich etwas ganz besonderes. Ein paradiesischer Ort auf dem Camino. Ein wunderschoener grosser Garten, tolle Hospitaleros und das Haus war so liebevoll renoviert. Wo man hinsah, alles liebevoll dekoriert. Heute Morgen brauchten wir auch nicht um 7:30 Uhr aus der Herberge raus, weil es eine private Herberge war. So haben wir gemuetlich am Fruehstueckstisch gesessen, waehrend die anderen auf dem Fussboden neben uns ihre kostenlose Yogastunde bekamen. Urgemuetlich. Gekocht wurde vegetarisch aus eigenem Anbau. Ich habe selten so lecker vegetarisch gegessen. Als Vorspeise hat Eva uns eine Kùerbissuppe gekocht und als Hauptspeise gab es Pan con Tomate, gefuellte Aubergine und Humus. Dazu Tee von frischen Minzeblaettern aus dem Garten. Die Stimmung war einmalig. Wir haben alle vorher beim Gemueseschnippeln geholfen und Eva hat anschliessend gezaubert. Waehrenddessen habe ich ein Gitarrenkonzert von einer anderen Hospitalera bekommen, die leider noch am gleichen Abend abgereist ist.

Ein rundherum gelungener Abend und der Abschied ist mir sehr schwer gefallen. Habe heute Morgen noch gaaaaanz lange Eva gedrueckt. Wir haben uns so toll verstanden. Aber das ist der Camino. Man lernt tolle Menschen kennen, und muss sie wieder ziehen lassen.

Als ich heute Morgen dann aus Hospital de Orbigo rausgelaufen bin, bin ich auch prompt der falschen Pilgerroute gefolgt. An einer Wegkreuzung hat mein Bauch gesagt "geradeaus....das sieht so aus, wie letztes Mal",. mein Verstand sagte "aber der gelbe Pfeil zeigt nach links". Als ich mich dann neben der Autobahn wiederfand, wusste ich definitiv, dass mein Bauchgefuehl recht gehabt hatte.
Ich wollte auf keinen Fall die Route neben der Autobahn laufen, also habe ich wieder umgedreht, um eine meiner Lieblingsetappen zu laufen. Das Ganze hat mich geschaetzte 5 km Umweg gekostet und 1 Stunde Laufzeit mehr.
Entschaedigt wurde ich dafuer mit einer grossartigen Etappe durch wunderschoene Landschaft. Mitten im Nirgendwo gibt es eine verfallene Scheune, in der seit 3 1/2 Jahren David, ein junger Mann, ohne Wasser und Elektrizitaet lebt. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Pilger zu versorgen. An seinem Stand gibt es ausser ganz viel Herzenswaerme, alles was das Herz begehrt. Tee, Kaffee, Wasser, Saefte, sogar Hafermilch. Alles aus dem Biomarkt aus Astorga. Jeden Morgen geht er zu Fuss nach Astorga, um die Sachen zu besorgen.
Alles gegen Spende. Das ist Camino :-)

Meine Internetzeit ist leider abgelaufen. Ich melde mich bald wieder. Dann hoffentlich mit Fotos. Heute kann ich leider hier nichts hochladen.

Ultreia

Samstag, 29. September 2012

Hospital de Orbigo

Heute nur ganz kurz, da ich zwar Wifi habe, aber keinen PC und vom
Handy schreibe. Bin in einer traumhaften Albergue (Albergue Verde), die sehr spirituell
ist und von unglaublich netten Menschen geführt wird. Hier genieße ich die Oase nach
30 km wandern. Das Wetter war traumhaft. Leider zeigen meine Füße erste
Anzeichen von Blasen. Hab gerade erstmal meine orthopädischen gegen die
Originaleinlagen getauscht. Es sind viele Amerikaner auf dem Camino, weil sie
alle den Film The Way mit Martin Sheen gesehen haben. Ähnlicher Boom, wie bei uns damals mit
Hape :-).

Freitag, 28. September 2012

Anreise

Na das war ein Tag. Einfach unglaublich. Gestern Nacht habe ich aus dem Bauch heraus nochmal auf die Seite des Flughafens Duesseldorf geschaut und siehe da....mein Flug wurde von 6:55 auf 8:15 verlegt.
Ein Einloggen bei Lufthansa gab auch kein besseres Ergebnis. Na toll, das bedeutete zwar, dass wir 1 Std. laenger schlafen konnten, aber auch, dass ich meinen Anschlussbus von Madrid nach Leon wohl nicht bekommen wuerde. Eigentlich sollte der um 11:30 abfahren. Ein bisschen knapp, wenn man erst um 11 Uhr ausserhalb von Madrid landet. ;-)
Auf der Alsa-Seite habe ich dann gesehen, dass der Bus auf 12 Uhr verlegt wurde. Super...wenigstens schon mal 30 Min. rausgeholt.
Als wir dann im Flieger sassen, gab der Kapitaen durch, dass wir wohl weniger Flugzeit benoetigen. Wieder super....koennte ja doch noch klappen.
Und dann kam das Unwetter. Mein lieber Herr Gesangverein. Madrid ist in den Fluten versunken. Sogar Autobahnabschnitte wurden gesperrt, weil ueberflutet. Und wir in der Luft mitten drin. Wir durften wegen des Wetters nicht landen und mussten im Unwetter Warteschleifen drehen. Das war wie Achterbahnfahren.
Alle haben sich an den Vordersitzen festgekrallt ;-).

Am Flughafen angekommen, habe ich Gott sei Dank schnell meinen Rucksack bekommen und bin dann zum Taxistand gerast. Einzige Chance, doch noch den Bus zu bekommen. Es war mittlerweile nach 11 Uhr und ich wusste, dass alle Folgebusse ausgebucht waren.
Mit meinen rudimentaeren Spanischkenntnissen habe ich dem Taxifahrer klargemacht, dass mein Bus in 30 Min. mitten in Madrid abfaehrt. Er grinste nur und meinte:" Das schaffen wir" oder so aehnlich (natuerlich auf spanisch ;-)) und dann gings los. Stadtautobahn wegen Ueberflutung einer Spur nur einspurig. Aber er hat Gas gegeben und es hat geklappt. Dann stand ich in diesem Riesenbusbahnhof. Ca. 80 Bussteige. Der Busbahnhof groesser als der Hamburger Hauptbahnhof. Wo war nur mein Bus? Aber mit ein bisschen Durchfragen habe ich ihn schliesslich gefunden und war sogar noch 10 Min. vor der Abfahrt da.

Puuuuhhhh, ganz schoen stressiger Beginn fuer den Camino. Ich bin dann am spaeten Nachmittag in Leon angekommen. Kurz in die Kathedrale reingehuepft, aber irgendwie wollte ich laufen. Den ganzen Tag im Flieger und Bus sitzen, hat mich ganz kribbelig gemacht. Also los.....nach Virgen del Camino.

Aber ich hatte die Rechnung ohne meinen neuen Rucksack gemacht. Du liebe Zeit hat der mich gequaelt. Obwohl ich mit ihm zuhause Probe gelaufen bin, aber scheinbar doch anders gepackt.
Kennt ihr dieses Gefuehl, wenn kleine Kinder einem Huckepack am Hals haengen und getragen werden moechten? So aehnlich fuehlte sich das an. Ich musste immer wieder anhalten und optimieren.
Bin aber immer noch nicht zufrieden. Voll grummelig bin ich dann also aus Leon rausgelaufen. Und jetzt weiss ich auch, warum die Reisefuehrer empfehlen, aus Leon mit dem Bus rauszufahren. Eeeeelendig lange Industriegebiete, absolut haessliche Vororte und dann noch meine miese Stimmung.
Toller Anfang.

Nun sitze ich hier in der Herberge in Virgen del Camino und habe meine gute Stimmung wieder. Hier ist Pilgerleben. Endlich wieder das Albergueritual. Duschen, Waesche waschen und na ja...das Mittagsschlaefchen habe ich dann ausgelassen ;-). Wurde vorhin im Schlafsaal schon von einer netten Hollaenderin begruesst. Erna heisst sie und kommt aus der Naehe von Utrecht.

So, jetzt geht meine Internetzeit langsam zu Ende. Ich versuche noch ein Foto von dem Luxushotel Parador und dem benachbarten Museum in Leon hochzuladen.

Ach ja und wie immer.....Rechtschreibfehler duerft ihr behalten, denn ich kaempfe wieder mit der spanischen Tastatur ;-)).

Ultreia

Silla


Abschied

Der gestrige Tag war geprägt von Verabschiedungswünschen.
Ich kam gar nicht richtig zum Packen ;-).
Besonders gefreut habe ich mich über eine Fotokarte mit guten Wünschen von meiner lieben
Freundin Carmen. Ich muss gestehen, erst habe ich nicht erkannt, was sie fotografiert hat, aber ich will euch
alle mal aufklären...es ist ein Wolkenengel.

Wenn man genau hinguckt, erkennt man es. Links ist der Kopf, oben die Flügel und unten der Bauch ;-)).
Und dieser Engel soll uns nun beschützen und begleiten.
Natürlich wird die Karte in den Rucksack gepackt.

Dazu gab es noch eine schöne Klavierverabschiedung von ihrem Sohn Yannick. Obwohl er den Fukushima-Katastrophen-Song gespielt hat, nehme ich das jetzt mal nicht als schlechtes Omen ;-).
Danke Yannick, es war sehr schön. Ich habs auch heute noch mal bei youtube gefunden http://www.youtube.com/watch?v=jCSe66pWNmc

Nur noch 3 Stunden, dann gehts los.....




Donnerstag, 27. September 2012

Es geht los

Ja ja...es ist mal wieder passiert. Ich habe mich von vielen lieben Freunden und Kollegen doch breitschlagen lassen auch von meinem zweiten Jakobsweg einen Blog zu schreiben.

Wie ist es überhaupt dazu gekommen?
Eine liebe Freundin von mir hat mir vor 2 Jahren das Versprechen abgenommen, dass ich sie auf ihrem Jakobsweg begleite.
Dieses Jahr sollte es dann soweit sein. Sie wollte gerne in Santiago ankommen und in den Herbstferien gehen. Also haben wir Anfang des Jahres die Flüge gebucht und uns die Strecke Leon - Santiago ausgesucht. Start 28.09. Rückflug 16.10.
Die Strecke ist in der Zeit gut zu schaffen (ca. 300 km) und vielleicht reicht es noch zum Weitergehen nach Finisterre (nochmal 100 km).

Soweit der Plan. Doch Leben ist das, was passiert, wenn du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.
Leider wurde sie krank und darf nun den Weg nicht gehen.

Ich habe lange überlegt, was ich mache. Es ist ein ganz anderes Gefühl, als bei meinem letzten Camino.
Das war mein Camino. 10 Jahre Sehnsucht und dann endlich auf dem Weg.
Nun ist es eigentlich ihr Camino gewesen. Also was tun? Flüge stornieren? Eine andere Strecke wählen, da ich die Strecke Leon - Santiago ja schon kenne?
Vielleicht doch lieber mit Guido in Campingurlaub fahren?

Zwei Wochen habe ich mich jeden Tag anders entschieden, bis ich vor wenigen Tagen im Büro saß und plötzlich sagte:"Ich gehe und jetzt gibt es keine andere Entscheidung mehr!" Ich weiß nicht, warum es auf einmal so klar war. Aber dann sollte es wohl so sein. Der Weg hat mich also wieder gerufen.

Guido hat spontan entschieden, mit einzusteigen und nun wird mein lieber Gatte 2 Tage später in Spanien landen und versuchen, mich per Bus und Pedes einzuholen. Mal sehen, ob ich ihm weglaufen kann ;-)).

Nun sitze ich jetzt also in meinem Wohnzimmer und packe meinen Rucksack wenige Stunden vor dem Abflug. Wenn ich da an das letzte Mal denke, muss ich schmunzeln. Da wurde Monate lang generalstabsmäßig alles bis ins kleinste Detail geplant und nun habe ich nur 1 Proberunde vor einigen Wochen mit dem neuen Rucksack gelaufen und sonst nix. Weder habe ich die Etappen geplant, noch habe ich mir großartige Gedanken darüber gemacht, was ich mitnehme. Dieses Mal erlaube ich mir aber angesichts der Jahreszeit den Luxus, einen Minifön mitzunehmen. Wer weiß, vielleicht muss ich meine Klamotten ja mal trockenfönen. Dafür ist dann die Alu-Flasche gewichen ;-).

Alles in allem bin ich jetzt bei ca. 10 kg (und meine Wanderstöcke sind schon flugbereit im Rucksack verstaut, die wiegen ja auch einige hundert Gramm). Also alles im grünen Bereich.
Bleibt mir nur noch den Ipod zu laden, die Tickets einzupacken und los gehts.

Ich habe euch mal die Utensilien fotografiert, die mich die nächsten 3 Wochen begleiten.
Reduce to the limit :-)

Ultreia

Silla