Donnerstag, 11. Oktober 2012

Lavacolla

Hola zusammen,
wir grüßen aus Lavacolla (manchmal auch Labacolla geschrieben). Wir haben es tatsächlich geschafft heute als erste in der Albergue aufzustehen, um früh unsere 33 km Etappe zu starten. In der Bar vor Ort gab es schon ab 6:45 Uhr Frühstück und frisch gestärkt haben wir uns dann im Regen auf den Weg gemacht. Gerade als wir losgehen wollten, haben wir noch David und Jim getroffen. David hat uns dafür gelobt, dass er auf dem ganzen Camino niemanden erlebt hat, der sooooo leise aufgebrochen ist. Damit gehören wir definitiv nicht zu den Tütenterroristen (das sind diejenigen, die mit Plastiktütengeraschel den ganzen Schlafsaal wecken) und auch nicht zu den Beleuchtern (diejenigen, die mit der Stirnlampe auf dem Kopf beim Packen den Schlafenden ins Gesicht leuchten). Sehr erfreut über dieses dicke Lob haben wir uns dann auf den Weg gemacht. Es ging wieder viel über Kieswege mit sehr dicken Kieselsteinen, so dass meine Füße sich schon nach ca 2 Std zu Worte meldeten. Autsch. Als dann noch der galicische Dauerregen einsetzte, war der Tag gerettet;-) Wir haben uns aber nicht die Laune davon verderben lassen, sondern haben die riesigen Eukalyptuswälder genossen, durch die wir heute gewandert sind. Diese Bäume sind einfach unglaubig riesig und sie duften soooooo gut. Nicht nach Eukalyptusbonbon, sondern herrlich holzig würzig. Wir konnten uns gar nicht sattsehen und hatten die Hälfte der Zeit den Kopf im Nacken, um diese unglaubliche Größe zu bestaunen. Allerdings sind diese Wälder mittlerweile ein ökologisches Problem, weil sich die Bäume so ausbreiten und den Grundwasserspiegel absenken. Was wir heute allerdings überhaupt nicht verstehen konnten, denn bei dem Regen, der hier fällt, müsste eigentlich ein zu hoher Grundwasserspiegel das Problem sein. Unterwegs haben wir wieder unsere beiden amerikanischen Girls Bobbie und Linda getroffen, die sich wirklich tapfer schlagen. Wir hatten ein nettes Mittagspäuschen mit ihnen und sind dann wieder weiter. Ich dachte, wir kommen nie an. Es zog sich endlos hin. Alles tat weh, der Regen prasselte und meine einzige Vorstellung war ein schönes warmes Bett. Irgendwann standen wir dann tatsächlich vor unserem Hostal. Das Zimmer sehr sauber. Das Bett ok, nur keine Möglichkeit, die Wäsche zu waschen. Also habe ich erst mich geduscht und dann unter der Dusche die Wäsche gewaschen. Wir haben den unglaublichen Luxus eines funktionierenden Heizkörpers. Der fungiert nun als unser Wäschetrockner ;-) Als die Wäsche hing, sind wir völlig erschöpft in die Federn gesunken. Der schönste Teil des Wandertages. Der Erschöpfungsschlaf :-) Nun hatten wir ein fettreiches Abendessen (hier gibt es keine große Auswahl) und werden gleich in den Erholungsschlaf fallen.
Ich versuche mal ein paar Fotos hochzuladen. Ich hoffe, die Qualität reicht, denn ich habe einige von der Digicam abfotografiert.

Morgen werden wir dann nur noch 10 km laufen müssen und vor der Kathedrale von Santiago stehen. Unglaublich. Dieser Camino hat mich, obwohl er deutlich kürzer war, als der erste Camino, doch wesentlich mehr Kraft gekostet. Ich glaube, es fehlte einfach an dem Pilgergefühl. Das hat sich erst seit wenigen Tagen eingestellt. Der Camino ist aber auch nicht mehr so, wie er letztes Mal war. Im Moment empfinde ich ihn nur als touristisch. Jeder macht sein Ding und kaum jemand versteht sich wirklich als Pilger. Ich habe mit vielen gesprochen, die diesen Weg das erste Mal gehen. Als ich von unseren Erlebnissen 2010 erzählt habe mit gemeinsamen Singen, liebevollen Hospitalieros, gemeinsamen Pilgermessen etc. haben sie mich nur ungläubig angeguckt. Auch ich habe diesmal nur 1 Pilgermesse mitgemacht. Danach war ich völlig genervt, weil die "Caminotouristen" während der Messe dauernd mit piepsenden Kameras fotografierten. Das ist die Kehrseite des Camino. Nichts desto trotz hat er noch sehr sehr viel von seiner Magie behalten und es sind immer noch sehr viele wundervolle Menschen unterwegs.

Alles Liebe und ultreia

Silla

P.S: hatte ich erwähnt, dass ich meine erste Blase habe? ;-)

1 Kommentar:

  1. Liebe Silvia,

    ich wünsche euch beiden morgen einen sonnige Tag um in Santiago anzukommen. Ich habe es sehr genossen noch einmal als Leser den Camino begleiten zu können. Danke für deine kurzweiligen Berichte. Lg Hannah

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