Sonntag, 30. September 2012

Astorga

Hola zusammen,

ich befinde mich in der wunderschoenen Stadt Astorga. Fuer mich eine der schoensten Staedte am Camino. Der Bischofspalast von Gaudi ist immer wieder beeindruckend.

Gestern bin ich, wie ihr ja gelesen habt, bis nach Hospital de Orbigo gelaufen. Eigentlich war die Tagesetappe Villar de Macarife, wo ich aber schon gegen 11 Uhr war und mich dann spontan entschlossen habe, noch weiterzulaufen. Ich war allerdings nach 30 km echt fertig. Die Sonne knallt, auch wenn es nicht so heiss ist (trotzdem deutlich ueber 20 Grad) und die Sonne knallt logischerweise, wenn man kontinuierlich nach Westen laeuft, fast nur von links. Ergebnis des Ganzen....trotz Lichtschutzfaktor 50 Schulter verbrannt, Oberarm verbrannt und Gesicht/Hals verbrannt. Und wo....na klar....nur links. Bin mal gespannt, wie ich nach 2 Wochen aussehen. Eine Seite braun und die andere 5 Nuancen heller. Sie dann aus wie ein Latte Macciato ;-))

Ich habe schon viele nette und liebe Menschen kennengelernt, Gestern morgen ging es in voelliger Dunkelheit los, weil wir schon um 7:30 die Herberge verlassen mussten. Mit meiner kleinen Taschenlampe habe ich nicht wirklich was gesehen, aber wie es auf dem Camino so ist, man trifft immer jemanden, der einem hilft. Ich habe dann prompt an der ersten Wegkreuzung Dave aus Neuseeland getroffen (und Dave hatte eine tolle Taschenlampe). Wir haben dann den Alternativweg gesucht, der landschaftlich schoener ist und nach Villar de Mazarife fuehrt. Irgendwie sah alles anders aus, als beim letzten Mal. Im Dunkeln sowieso ;-).

Als wir dann verzweifelt an einem Kreisverkehr standen und ich immer nur schimpfte, dass wir garantiert falsch sind, hat sich noch Erna aus Holland zu uns gesellt. Wir haben dann mit Handy und Ernas Karte doch noch einen Weg gefunden. Ich schwoere aber immer noch, dass das definitiv nicht der Weg vom letzten Mal war. Wie dem auch sei, wir sind in Villar de Mazarife angekommen. Es war ein netter Morgen mit den beiden. Unterwegs haben wir uns dann wieder getrennt und wie es auf dem Camino so ist, habe ich Dave abends in der Herberge wiedergetroffen.

Diese Herberge war wirklich etwas ganz besonderes. Ein paradiesischer Ort auf dem Camino. Ein wunderschoener grosser Garten, tolle Hospitaleros und das Haus war so liebevoll renoviert. Wo man hinsah, alles liebevoll dekoriert. Heute Morgen brauchten wir auch nicht um 7:30 Uhr aus der Herberge raus, weil es eine private Herberge war. So haben wir gemuetlich am Fruehstueckstisch gesessen, waehrend die anderen auf dem Fussboden neben uns ihre kostenlose Yogastunde bekamen. Urgemuetlich. Gekocht wurde vegetarisch aus eigenem Anbau. Ich habe selten so lecker vegetarisch gegessen. Als Vorspeise hat Eva uns eine Kùerbissuppe gekocht und als Hauptspeise gab es Pan con Tomate, gefuellte Aubergine und Humus. Dazu Tee von frischen Minzeblaettern aus dem Garten. Die Stimmung war einmalig. Wir haben alle vorher beim Gemueseschnippeln geholfen und Eva hat anschliessend gezaubert. Waehrenddessen habe ich ein Gitarrenkonzert von einer anderen Hospitalera bekommen, die leider noch am gleichen Abend abgereist ist.

Ein rundherum gelungener Abend und der Abschied ist mir sehr schwer gefallen. Habe heute Morgen noch gaaaaanz lange Eva gedrueckt. Wir haben uns so toll verstanden. Aber das ist der Camino. Man lernt tolle Menschen kennen, und muss sie wieder ziehen lassen.

Als ich heute Morgen dann aus Hospital de Orbigo rausgelaufen bin, bin ich auch prompt der falschen Pilgerroute gefolgt. An einer Wegkreuzung hat mein Bauch gesagt "geradeaus....das sieht so aus, wie letztes Mal",. mein Verstand sagte "aber der gelbe Pfeil zeigt nach links". Als ich mich dann neben der Autobahn wiederfand, wusste ich definitiv, dass mein Bauchgefuehl recht gehabt hatte.
Ich wollte auf keinen Fall die Route neben der Autobahn laufen, also habe ich wieder umgedreht, um eine meiner Lieblingsetappen zu laufen. Das Ganze hat mich geschaetzte 5 km Umweg gekostet und 1 Stunde Laufzeit mehr.
Entschaedigt wurde ich dafuer mit einer grossartigen Etappe durch wunderschoene Landschaft. Mitten im Nirgendwo gibt es eine verfallene Scheune, in der seit 3 1/2 Jahren David, ein junger Mann, ohne Wasser und Elektrizitaet lebt. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Pilger zu versorgen. An seinem Stand gibt es ausser ganz viel Herzenswaerme, alles was das Herz begehrt. Tee, Kaffee, Wasser, Saefte, sogar Hafermilch. Alles aus dem Biomarkt aus Astorga. Jeden Morgen geht er zu Fuss nach Astorga, um die Sachen zu besorgen.
Alles gegen Spende. Das ist Camino :-)

Meine Internetzeit ist leider abgelaufen. Ich melde mich bald wieder. Dann hoffentlich mit Fotos. Heute kann ich leider hier nichts hochladen.

Ultreia

1 Kommentar:

  1. Ich wünsche dir auch weiterhin tolle Begegnungen und lese gerne mit...

    Lg Hannah

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