Mittwoch, 10. Oktober 2012

Ribadiso

Hola zusammen,

langsam wird es ernst. Wir naehern uns tatsaechlich Santiago. Nur noch ca. 43 km.

Heute hatten wir einen langen Marsch von 27 km zur privaten Herberge hier in Ribadiso. Es ist so witzig. Wir schlafen schon wieder im Bett neben David und Jim. Zwei Rentnern aus Amerika.
Sehr liebe Menschen. David haben wir bereits in Cacabelos kennengelernt und staendig treffen wir uns in irgendwelchen Albergues wieder. Und witzigerweise bekommen wir immer Betten nebeneinander.

Als die Hospitalera uns heute unseren Schlafraum gezeigt hat, gab es natuerlich grosses Gelaechter.
Sie hat uns ganz verwundert angeguckt, aber keiner konnte ihr auf spanisch erklaeren, warum wir uns mit so einem Riesenhallo begruessten.

Wir sind heute tatsaechlich 2 km vorm Ziel nochmal richtig nass geworden. Den ganzen Tag war es nieselig, aber gut auszuhalten. Eher schoen angenehm beim Laufen. Aaaaber dann, dann hat der galicische Regen doch nochmal richtig zugeschlagen und ein Wolkenbruch hat uns beim Endspurt noch total durchnaesst.

Wir haben heute uebrigens den beruehmtesten Pulpo (das ist Krake - kein Tintenfisch) von Galicien probiert. Die Pulperia Ezechiel in Melide ist schon eine Institution. Man fuehlt sich irgendwie wie in einer Bahnhofswartehalle. Als wir dann zugesehen haben, wie der Koch dem armen Kraken die Tentakel mit einer Schere in mundgerechte Stuecke zerschnitten hat, kam es uns fast schon hoch.

Oh Mann....aber probieren muss man es. Es gehoert einfach dazu und bei unseren letzten Caminos hatten wir das ausgelassen (warum nur???). Ich hatte gehofft, ich kann ein Stueckchen probieren und mich dann damit rausreden, dass ich wegen meiner Erkaeltung ohnehin keinen Geschmack habe, aber wider Erwarten hat das Ganze richtig gut geschmeckt. Allerdings haben wir nur die Stuecke gegessen, die nicht wirklich wie lange Tentakel aussahen. Die beiden langen Tentakel haben wir nicht durch den Hals bekommen. Wir sind wohl doch nicht die Pulpoprofis ;-)

Nun ist passiert, was Jessies groesster Horror ist. Sie hat sich letzte Nacht in dem Hotel Bettwanzen geholt.
Im Moment dekontaminieren wir gerade alle ihre Sachen und die Aermste huepft eingehuellt in eine Bettdecke durch die Herberge. Wir haben gestern die Schluessel fuer die Zimmer ausgelost. Es haette also genausogut uns treffen koennen. Hoffentlich kommen wir bedbugs free nach Santiago (bedbug ist das englische Wort fuer Bettwanzen).

Morgen werden wir ueber 33 km laufen muessen, denn wir haben unser Zimmer 10 km vor Santiago gebucht, weil wir am 12.10. mittags in Santiago sein wollen. Das ist der Todestag von Guidos Mutter und wir dachten uns, dass es schoen waere, an so einem Tag im Pilgergottesdienst ihrer zu gedenken.

Das bedeutet aber, dass wir morgen diese laaaange Strecke machen muessen. Manch einer wird schmunzeln und sagen 33 km, was ist das schon. Ein Marathon ist 42 km. Aber man unterschaetzt die Belastung durch den Rucksack und die unebenen Wege. Ich habe mich just heute Morgen mit einem sehr durchtrainierten, sportlichen, oesterreichischen Marathonlaeufer unterhalten. Er erzaehlte mir, dass er seinen Kumpel ausgelacht hat, als dieser mit ihm fuer den Camino trainieren wollte und mit ihm um den Wolfgangsee gehen wollte. Er ist dann mitgegangen und musste sich die letzten 3 km von seiner Schwester im Auto fahren lassen, weil er keinen Schritt mehr gehen konnte.
Er hat gesagt, dass er es niemals fuer moeglich gehalten haette, wie anstrengend das Caminogehen ist.

Ich bin natuerlich sofort 3 Koepfe groesser geworden.....die kleine Silla sooooo tapfer auf dem Camino und das schon das zweite Mal ;-)))))) Na ja...er wusste ja nicht, wie oft ich die Entscheidung zu gehen dieses Mal schon verflucht hatte......

Eine sehr schoene Begegnung hatten wir heute noch. Wir kamen an einer sehr alten Kirche (ups...alle Kirchen hier sind sehr alt) vorbei und ein alter Priester mit einer unheimlich guetigen ausstrahlung (sorry; das grosse a funktioniert nicht) kam auf mich zu und nahm mich bei den Haenden. Er redete ganz lieb mit mir und gab mir dann einen Stempel in meinen Pilgerpass und ein ganz schoenes Gebet.

Fuer Jessie und Jamie habe ich es noch auf Englisch bekommen. Da ging uns echt das Herz auf.
Einfach nur schoen.

Leider ist meine Internetzeit schon zuende.

Alles Liebe und ultreia


Silla

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