Freitag, 5. Oktober 2012

O Cebreiro

Nun ist es also passiert. Es hat mich total erwischt. Heute Nacht habe ich mich gegen Mitternacht mit meinem Schlafsack unterm Arm aus unserem Schlafraum in die Küche der Herberge verpieselt, weil ich die anderen nicht durch mein ständiges Schniefen und Husten wecken wollte. Gestern Nacht wechselten sich Schüttelfrost und Schwitzattacken ab. Ich habe in der Küche auf der Couch (Gott sei Dank stand in der Küche diese Couch) gelegen und war echt verzweifelt. Ich wusste, der Aufstieg zum O Cebreiro stand für heute auf dem Plan. Eine traumhafte Etappe, aber mindestens so anstrengend wie der gestrige Camino duro. Heute Morgen war ich dann immer noch hin- und hergerissen. Laufen? Rucksack transportieren lassen? Bus? Da ich aber weiß, dass man bei Erkältungen mit Überbelastungen vorsichtig sein soll, habe ich mich dann doch spontan entschlossen, den Bus zu nehmen. Er fuhr in ein Bergdorf in der Nähe von O Cebreiro. So hatte ich dann nur 1 Std Aufstieg. Ich saß im Bus und hätte heulen können. Aber ich habe allen versprochen, auf mich aufzupassen und gesund wiederzukommen. Da musste dann mal die Vernunft siegen. Die Stunde Aufstieg hat mir dann auch gezeigt, dass das die richtige Entscheidung war. Mir wurde so manches Mal ein wenig schwindelig und zittrig in den Beinen. Und dass obwohl mein Rucksack um einige hundert Gramm leichter ist, denn wir haben gestern in Villafranca tatsächlich noch eine Post gefunden, die geöffnet hatte und da haben wir ein Paket postlagernd nach Santiago geschickt mit überflüssigem Ballast. Fast 4 kg haben wir zusammenbekommen. Dadurch, dass es auch in den nächsten Tagen so warm bleiben soll, war das schwerste überflüssige Teil die Innenjacke meiner Doppeljacke. Man merkt es beim Tragen deutlich.

Hier in O Cebreiro haben Guido und ich heute ein Doppelzimmer genommen, damit ich keinen (außer Guido) mit meinem Husten und Schniefen störe. 40€ für ein Minizimmer mit Schimmel an den Wänden. Der Zimmernachbar hat gerade Bettwanzen in seinem Bett gefunden. Na toll.... Das ist die erste Inspektion, die ich hier immer mache. Mit den Bettwanzen ist ein großes Problem im Sommer. Und wenn es jemanden erwischt und er merkt es nicht sofort, dann sind die Sauviecher schon mit dem Pilger in die nächste Herberge gewandert. So passiert es, dass selbst in den teuren Privatzimmern Bettwanzen vorkommen.
Da gruselt es mir echt vor. Bbbbbrrrrrr.

Guido ist die heutige Etappe gewandert und ist vor 1 Std hier angekommen. Wir werden uns gleich auf die Suche nach einem Abendessen begeben. O Cebreiro ist ein keltisches Dorf mit urigen Häusern und dauernd wird man von Dudelsackmusik beschallt. Obwohl es hoch in den Bergen liegt, ist es sehr touristisch. Bekannt wurde es durch das Hostienwunder (genaue Erklärung in meinem ersten Blog ;-)).

Die alte Kirche ist sehr schön und der Ausblick über die Berggipfel atemberaubend.

Ich hoffe, dass ich morgen wieder so weit fit bin, dass ich die nächste Etappe schaffe. Drückt mal die Daumen.

Ultreia

Silla

1 Kommentar:

  1. Ohje... Da drücke ich mal die Daumen, dass sich keine Tierchen in eure Rucksäcke verkriechen!
    Gute Besserung wünsche ich dir! Vielleicht spratzeln dir morgen die Stromleitungen auf dem Weg die Nase frei ;-)
    Halte durch und gönn dir weniger Kilometer oder den Bus!

    Grüße
    Hannah

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